Eidgenoessisches Zug 2019 2Nach dem erfolgreichen Saisonauftakt am Hallenschwinget in Sarnen unterhielten wir uns mit Pirmin «Piri» Reichmuth über Kränze, Kreuzbänder und Konkurrenz innerhalb der Familie.

Die neue Saison hat begonnen wie die letzte geendet hat, mit Siegen von Pirmin Reichmuth. So kann es weitergehen, oder?

Piri Reichmuth: Der Hallenschwinget in Sarnen und letztes Jahr der Niklausschwinget in Dietikon und der Herbstschwinget in Unteriberg waren schöne Erlebnisse, gut besetzte stimmungsvolle Schwingfeste, an die ich mich gerne zurückerinnere und die mir Zuversicht für die Zukunft geben. Aber man sollte sie sportlich nicht überbewerten, es handelte sich ja nicht um Kranzfeste. Für mich zeigten sie vor allem eines: Meine Verletzungen sind Vergangenheit, ich verspüre keine Schmerzen mehr und bin körperlich topfit.

Auf die Verletzungen müssen wir zu sprechen kommen. Du bist vom Verletzungspech verfolgt worden wie wohl kein anderer Spitzenschwinger…

Piri: Auf die Handverletzung diesen Winter möchte ich nicht näher eingehen; aber drei Kreuzbandrisse am rechten Knie in drei Jahren sind schon sehr ungewöhnlich und haben mich in meiner sportlichen Entwicklung weit zurückgeworfen.

Machst Du Dir, rückblickend, Vorwürfe, etwas falsch gemacht zu haben?

Piri: Beim ersten Kreuzbandriss 2014 und beim dritten 2017 war sicher viel Pech mit im Spiel. Beim zweiten kann es sein, dass ich mein Comeback zu stark forciert habe. Vielleicht hätte ich länger pausieren und die Rückkehr ins Sägemehl schrittweise vollziehen sollen. Aber mit 20 Jahren sieht man das ein bisschen anders. Grundsätzlich kann man sagen, dass ich damals meinen Körper zu wenig gut gekannt und gespürt habe. Das ist heute anders.

Kannst Du uns das etwas näher erklären?

Piri: Das ist ganz einfach. Wenn Du verletzt bist, beginnst Du Dich dafür zu interessieren, was passiert ist und wie die beste Therapie aussieht. Bei mir ist dann das Interesse so gross geworden, dass ich die vierjährige Ausbildung zum Physiotherapeuten begonnen habe.

Dann arbeitest Du nicht mehr als Metzger?

Piri: Nur noch an einem Tag pro Woche, mehr liegt neben der anspruchsvollen Ausbildung nicht mehr drin. Die Kopfarbeit sagt mir zu und hat zudem den Vorteil, dass ich mich nach einem Schwingfest körperlich besser erholen kann. Das mag mit ein Grund sein, weshalb ich den Anschluss an die Spitze recht schnell wiederherstellen konnte.

Trainierst Du nun auch anders als vor der Verletzung?

Piri: Nicht viel. Neben dem Schwingtraining in meinem Stammclub Cham-Ennetsee besuche ich nun schon seit sechs Jahren das Athletiktraining bei Thommy Herzog in Beromünster. Seit Herbst habe ich mit Mark Schelbert auch einen Mentaltrainer, der mir hilft, meine Nerven besser in den Griff zu bekommen.

Kommen wir nochmals auf die Verletzungszeit zurück. Hast Du nie daran gedacht, mit dem Spitzensport aufzuhören?

Piri: Nein, nie, ich liebe meinen Sport. Aber es gab natürlich immer wieder schwierige Momente. Dann konnte ich auf den Rückhalt meiner Freundin und meiner Familie zählen. Reichmuth – das ist fast ein Synonym für Schwingen. Schon mein Grossvater hat geschwungen, auch mein Vater und mein Onkel und nun natürlich auch meine Brüder.

Wenn Brüder den gleichen Sport ausüben, dann setzt das viel Energie frei – positive oder negative…

Piri: Natürlich ist es eine spezielle Situation, wenn vier Schwinger eines Vereins den gleichen Namen tragen, denn es kommt auch noch Armin Reichmuth dazu, der allerdings nicht näher mit uns verwandt ist. Aber ich sehe das nur positiv, mein Verhältnis zu den zwei Jahre jüngeren Brüdern Marco und Roland (Zwillinge) ist ausgezeichnet, wir unterstützen uns gegenseitig und mögen einander gute Resultate von Herzen gönnen. Erwähnen möchte ich im gleichen Atemzug auch alle anderen Zuger Schwinger. Auf dem Sägemehlring sind wir natürlich Konkurrenten; aber wir sind einander freundschaftlich verbunden. Es ist eine zusätzliche Motivation, dass wir als Zuger so stark sind wie schon lange nicht mehr.

Eidgenoessisches Zug 2019Zeit, von Deinen Erfolgen zu sprechen. Den ersten Kranz holtest Du mit 18 Jahren. Nun, fünf Jahre später, sind es zehn Kränze. Das ist gut, aber für einen Spitzenschwinger in Deinem Alter nicht gerade überragend.

Piri: Da sieht man, dass eine Statistik allein nicht viel aussagt. Die Bilanz liest sich schon sehr viel besser, wenn man sagt, dass ich an jedem Kranzfest, an dem ich teilgenommen habe, den Kranz auch wirklich geholt habe. Wegen meiner Verletzungsserie sind es leider nicht mehr als zehn gewesen.

Ragt ein Ergebnis für Dich speziell heraus?

Piri: Zwei sind es, die ich erwähnen möchte. Der erste Kranz, bei mir am Zuger Kantonalen 2013, ist für jeden Schwinger ein unvergessliches Erlebnis. Und dann natürlich der Kranz am Eidgenössischen Schwingfest 2016 in Burgdorf.

Und welche Ziele hast Du Dir für dieses Jahr gesetzt?

Piri: Ich möchte meine Kranzsammlung erweitern und wenn möglich ein Kranzfest gewinnen. Ob das dieses Jahr schon der Fall ist, wird sich zeigen. Dieses Jahr werde ich das Zuger, Urner und Luzerner Kantonale bestreiten und auch auf dem Stoos, der Rigi und dem Brünig antreten. Einzig die Schwägalp, wo ich 2016 einen Kranz holte, werde ich auslassen.

Und was erwartest Du vom Eidgenössischen Schwingfest in Zug? 

Piri: Das Eidgenössische ist für jeden Schwinger das grosse Ziel. Und für uns Zuger ist es dieses Jahr natürlich etwas ganz Spezielles.Wir freuen uns schon seit langem darauf. Die Zielsetzung lautet wie immer: ein Kranz mit einer möglichst guten Rangierung. Ich trainiere sehr hart und träumen ist immer erlaubt…

Interview Andreas Schiendorfer, 21. März 2019

  

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